Nettchen Als ich den Grafen Strapinski das erste Mal sah, rutschte mir mein Herz in die Hosen. Er hatte mich sofort verzaubert von seiner Schüchternheit, Demut und Ehrerbietung. Ich selber wurde ganz rot, aber dachte zu mir: "beruhig dich Nettchen, den schnapst du dir". Dies habe ich dann auch getan, als er meinen Vater um meine Hand bat. Doch eines muss ich zugeben, ich verliebte mich zuerst nur in ihn, weil ich dachte, er wäre ein Graf und Pole. Seine schwarzen Locken waren ein weiterer Aspekt, aber zum Glück hat er die immer noch. Als ich dann zur Kenntnis nehmen musste, dass er gar kein Graf ist, war ich so geschockt, dass ich eine Stunde lang sitzen bleiben musste und dann fing ich natürlich an zu weinen, weil er mein Herz und meine Erwartungen gebrochen hatte. Doch dies wollte ich mir nicht gefallen lassen, also machte ich mich auf die Suche nach ihm, um mit ihm noch zwei Worte zu sprechen! Nachdem ich ihn gefunden hatte und er mir seine wahre Gecshichte erzählte, konnte ich einfach nicht anders, als ihm um den Hals zu fallen. Ich wollte ihn nicht verlassen, ich wollte mit ihm gehen. Denn ich habe realisiert, dass es nicht um den Status und das Äussere geht, sondern um das innere eines Menschen. Ich liebe Wenzel auch wenn er kein Graf ist, denn er ist eine wunderbare Person mit einem liebevollen Herzen.
Melcher Böhni
Ich sah ihn das erste Mal beim Pokerspiel, da kam mir dieser vermeintliche polnische Graf schon suspekt vor. Die Anderen vetrauten unserem Wirten ja blind, hinterfragten die Identität des Polacken nicht, aber mir als geborenem Zweifler kann man nichts vormachen! Als ich sah, dass Strapinski kein Geld für den Einsatz hatte, da war mir natürlich sofort klar, dass etwas nicht stimmte. In meiner Grosszügigkeit, habe ich dann für ihn unbemerkt den Einsatz bezahlt. Aber als dieser Halunke ein Auge auf MEIN Nettchen geworfen hatte, da war es vorbei! So weit kommt es ja wohl noch! Sie zieht mir so einen Hochstapler vor, und zu allem Übel machte sie sich lustig über meinen überaus edlen roten Backenbart und über mein silbernes Döschen aus dem ich schnupfe. Auf jeden Fall musste ich handeln, ich konnte diesen Halunken nicht gewinnen lassen. Also bin ich nach Seldwyla gereist, um seine wahre Identität aufzudecken. Dieser Verräter war doch in Wahrheit nur ein lausiger Schneider, wie sich herausstellte. Ich konnte es nicht zulassen, dass er MEIN Nettchen heiratet und belügt! Mein Plan war so teuflisch wie einfach: Ich würde Wenzel mit Hilfe der Bürger von Seldwyla auf seiner eigenen Verlobungsfeier auffliegen lassen. Zuerst funktionierte alles reibungslos, der entlarvte Taugenichts floh doch tatsächlich von der Feier und liess zum Glück meine Angebetete zurück. Diese Chance musste ich ergreifen, um sie mir doch noch zu angeln. Schon nur um ihren Vermogens Willen hätte ich sie geheiratet. Als sie sich weinend aus ihrem Sitz erhoben hatte und gehen wollte, bin ich ritterlich zu ihr gegangen und habe ihr erklärt, dass sie nunmehr einen Führer und Begleiter brauchte. Damit meinte ich natürlich mich, ist ja klar. Aber die Dame war sich wohl wieder zu fein, und ist trotz meiner grosszügigen Bemühung, ihr die Wahrheit über ihren vermeintlichen Grafen aufzudecken, einfach weggeritten. Gut, meiner Meinung nach muss sie wohl von den Pferden entführt worden sein, meine arme Schöne. Ich bin ihr noch hinterhergeritten, und habe sie gerufen, aber es hat nichts gebracht. So bin ich halt zur Stadt zurückgekehrt, wo das Ärgernis sich schon überall herumgesprochen hatte. Ich wollte alles dafür tun, dass sie mich nimmt und um diese Hochzeit zu verhindern. Wie gerne hätte ich sie geheiratet, sie hätte mich nehmen müssen! Nun ja, abschliessend muss ich wohl sagen, Nettchen wollte zu diesem taugenichtsen Halodri zurück. Der muss ihr ordentlich das Gehirn gewaschen haben, dieser Lügner.